Lahnhof, 611 m ü. NN

Zu Ehren der Inhaberin dieser Gaststätte wurde eigens ein Rundwanderweg, der Ruth Heinrich Rundweg, über eine Länge von ca. 2,5 km angelegt.

Auszug aus der Frühgeschichte

Der Heimatforscher Otto Krasa hat sich mit der frühen Siedlungsgeschichte des Siegerlandes auseinandergesetzt. Er schreibt, daß im 8. und 9. Jahrhundert, der Karolingerzeit, der Lahnhof eine gewisse Bedeutung für das Siegerland erlangt habe.
Hier stand ein großer fränkischer Gutshof mit einer Verpflegungsstation an einer wichtigen
Fernverbindungsstraße, der späteren Eisenstraße. Zeugen dieser Befestigungsanlagen sind möglicherweise noch die erkennbaren Wälle und Gräben. Die Historiker vertreten die Ansicht, daß das Land in der fränkischen Zeitepoche eine Grenzmark bildete, die keinem der überlieferten Gaue angehörte.

 

 

 

 

Die Frühgeschichte des Lahnhofs
 

Der Heimatforscher Otto Krasa hat sich mit der frühen Siedlungsgeschichte des Siegerlandes auseinandergesetzt. Er schreibt, daß im 8. und 9. Jahrhundert, der Karolingerzeit, der Lahnhof eine gewisse Bedeutung für das Siegerland erlangt habe.
Hier stand ein großer fränkischer Gutshof mit einer Verpflegungsstation an einer wichtigen Fernverbindungsstraße, der späteren Eisenstraße. Zeugen dieser Befestigungsanlagen sind möglicherweise noch die erkennbaren Wälle und Gräben. Die Historiker vertreten die Ansicht, daß das Land in der fränkischen Zeitepoche eine Grenzmark bildete, die keinem der überlieferten Gaue angehörte.
Außer den Königshöfen oder CURTES von Haiger und Hünsborn an der Nordgrenze des Siegerlandes ist auch der Lahnhof mit großer Wahrscheinlichkeit eine CURTIS gewesen. Ähnlich wie in der Eifel, wo der "Hof", die CURIA, ein Verwaltungshof für eine Anzahl von Kolonistendörfern war, wird der Lahnhof als CURTIS, an einem wichtigen alten "Fernverbindungsweg " gelegen, der Verwaltungshof des mittleren und nördlichen Siegerlandes gewesen sein. Zugleich war er ein Musterhof und die Ernährungsbasis für die Anwesenheit des Königs oder seiner Vertreter. Der Königsscheffel ist dann ein Teil oder die ganze Abgabe der Kolonistendörfer an den Königshof. Im übrigen ist von allen bekannten karolingischen CURTES fast nichts mehr vorhanden. Sie sind wegen ihrer leichten und . vergänglichen Bauweise verfallen.
Otto Krasa stellte sich die Herrschaft des Frankenreiches wie folgt vor: Für die Besiedelung des Siegerlandes wurden Kolonisten teils freiwillig, teils gezwungen, eingesetzt, um an günstigen Stellen den Wald zu roden. Jedem Siedler wurde eine Hufe abgeteilt, also soviel Land, das ausreichte, ihn und seine Familie zu ernähren. Die Durchschnittsgröße einer Hufe betrug ca. 7 bis 10 ha, eine Königshufe hatte die doppelte Größe.
Für den Grundherren wurde ein Hauptgut, eine "VILLA" oder ein königlicher Hof, eine CURTIS, geschaffen, das als Mustergut im Bedarfsfall auch den König selbst mit seinem Gefolge oder einen hohen Geistlichen aufnehmen und beherbergen konnte. An den Grundherren mußte eine bestimmte Abgabe entrichtet werden, wovon der "Zehnte" die üblichste war.
Die Bedeutung des Lahnhofs dokumentiert eine Urkunde vom 28. März 1336. An diesem Tag trafen sich hier Graf Otto von Nassau, Graf Siegfried von Wittgenstein, der Domprobst Heinrich von Speyer und siegerländische Adelige, um Landespolitik zu betreiben. Es ist anzunehmen, daß diese Herren mit einer größeren Zahl von Bediensteten angereist sind. Die Wahl des Treffpunktes ist sicher auf die verkehrsgünstige Lage des Lahnhofes zurückzuführen, läßt aber auch auf eine anspruchsvolle Ausstattung und eine gewisse Größe schließen.
In den erhaltenen Urkunden der folgenden Jahrhunderte, die zum Teil in dem vorangegangenen Abschnitt "Geschichtlilche Hintergründe und Besitzverhältnisse" von mir erwähnt wurden, werden die Hinweise auf den Lahnhof und dessen Bewohner immer häufiger.
Wie sich die Bezeichnung für den Lahnhof im laufe der Jahrhunderte veränderte, ist dem Buch von Gerhard Scholl, Jm Quellgebiet von Sieg und Lahn" .zu entnehmen:
1333 Lonebach, 1336 Lanebach , 1344 Lainpach, 1466 Laynbach,  1467 Loynbergh, Loynburgh, Lloenburgk, 1515 In die Laen, 1542 Inn der Löne, 1554 uff der Lane, 1564 Löne. 1569 Löhne, 1574 In der Lohn, Auff der Lehn, In der Lehn, 1600 Löhnhof, 1630 Lehngrundt, 1749 Löhn-Hoff, 1789 Loehnhof, Lähnhof, 1805 Lahnhof, 1815 Lohnhoffe, Löhnhof, Laehnhof, 1818 Lahnhof, 1820 Lohnhof, 1866 Lehnhof, heute Lahnhof.
Wenn der Wanderer von Hainchen über den Oberförsterweg die Höhe "erklommen" hat, kommt er an die Kreuzung des Ochsenborns. Wenn er sich hier rechts hält, kommt er in den Ort Heiligenborn und weiter in das Ilsetal; hält er sich links, so erreicht er nach ein paar hundert Metern den Ort Lahnhof.
Gleich am Anfang begrüßt ihn der Gasthof Lahnhof der Familie Heinrich. Das Haus muß in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erbaut worden sein, nachdem der 1819/20 erbaute Hof der Heinrichs neben dem Forsthaus in den Besitz von Ludwig Wagener kam. Wenn ich dort einkehre, bleibt für mich die Zeit erst einmal stehen. Ich sehe noch in der alten Wirtschaft den Christian Heinrich sitzen und von Wild und Wald erzählen.
Aber meine Gedanken schweifen auch weit zurück in die Zeit des 19. Jahrhunderts, als der Förster Hofheinz auf der Försterei seinen Dienst tat und einen Landwirtschaftsgehilfen namens Henrich Heinrich einstellte, der später sein Schwiegersohn wurde, indem er des Försters Tochter Wilhelmine am 29.12.1789 in der Kirche von Obernetphen heiratete. (Johann) Henrich Heinrich war am 16.4.1762 im Welschengeheu bei Feudingen im Wittgensteiner Land geboren und starb am 29.6.1832 in seinem neuen Hof auf dem Lahnhof. Seine Frau Wilhelmine starb am 31.1.1831, auch auf dem Lahnhof.
Sie hatten neun Kinder, von denen der älteste Sohn Jost im Jahre 1818 als Förster in der Försterei Lahnhof genannt wird.
Im Jahr 1882 erhielt die Familie Heinrich auf Grund der vielen Wünsche und Eingaben der Bevölkerung, von der Königlichen Regierung in Arnsberg die Konzession für die Führung einer Gaststätte. Nach mehr als hundert Jahren lädt die Familie Heinrich noch immer den Gast zum Verweilen ein, wie Generationen vorher. Der erste war Wilhelm Heinrich, geboren 1861 , gestorben 1955. Auf ihn folgten Christian Heinrich, geboren am 21.2.1897, gestorben 14.2.1977, der leider zu früh verstorbene Heinz Heinrich, geboren am 11.11.1926, gestorben am 30.8.1978, sowie heute sein Sohn Peter und dessen Mutter Ruth Heinrich. Wenn der Gast die freundliche Wirtsstube aufsucht, so fällt ihm sofort ein Bild auf: Das Gemälde des alten Hauses Heinrich. Vergangenheit und Gegenwart reichen sich die Hände. Die älteren Wanderer erinnern sich bei ihrer Wanderung in Richtung Siegquelle an den ca. 150 m von dem Gasthof Heinrich entfernt an der Eisenstraße gelegenen ehemaligen Hof Wagener. Das Haus, früher dem Forsthaus gegenüber gelegen, muß in den Jahren 1819/20 von Henrich Heinrich erbaut worden sein.
Im Herbst 1852 zogen Ludwig Wagener und seine Frau Justine, geborene "Cyölkel, aus Ludwigseck bei Erndtebrück im Kreis Wittgenstein auf den von ihnen erworbenen Hof. Die Eintragungen über das Anwesen umfaßten Haus- und Hofraum, Teich und Hofraum, Scheune und Hofraum, Viehtrift, Hude, 4 Gärten, 17 Äcker, 7 Wiesen, 3 Hauberge und 3 Holzungen.
Ludwig Wagener war bereits 36 Jahre (geboren 2.5.1816) und seine Frau Justine war 38 Jahre (geboren 10.9.1814) alt, als sie den Hof übernahmen. Justine Wagener starb am 7.2.1879 und Ludwig Wagener am 15.5.1895. In ihrem Testament hatten sie den Sohn Ludwig zum Universalerben gemacht. Die 7 Geschwister wurden nicht berücksichtigt. Der Sohn Ludwig heiratete am 27.8.1872 und zog mit seiner Frau Justine geb. Wagener auf den Lahnhof. In ihrem Testament bestimmten sie, daß nach beider Tod der älteste Sohn Wilhelm, geb. am 22.11.1878, ihr Haupterbe sein sollte. Die Abfindung der Geschwister wurde ebenfalls testamentarisch geregelt. Wilhelm Wagener mußte sehr lange warten, bis er den Hof übernehmen konnte. Sein Vater Ludwig starb am 10.2.1905 (geb. 1.6.1840), seine Mutter, am 26.5.1848 zu Erndtebrück geboren, starb am 24.2. 1937 auf dem Lahnhof .
Sie muß eine sehr couragierte Frau gewesen sein, daß sie bis zu ihrem Lebensende den Hof bewirtschaftete, den Umbau des Viehstalles vornahm und im Wohnhaus einen sicheren Ziegelschornstein bauen ließ.
Ihrem unverheirateten Sohn Wilhelm hinterließ sie ein ordentliches Anwesen.
Wilhelm Wagener war wie sein Vater Landwirt und Handelsmann, der mit Großvieh handelte.
Der Erste Weltkrieg brachte ein Todesopfer auf dem Wagnerschen Hof. Ewald Wagener, ein jüngerer Bruder Wilhelms, starb mit 20 Jahren in einem Feldlazarett in Annoeullin an einer schweren Verwundung.
Wilhelm Wagener war, wie schon erwähnt, unverheiratet und mußte sich um die Nachfolge sorgen. Sein Nachfolger war der von ihm adoptierte Enkel seiner Schwester Luise (geb. 2.10.1884 -gest. 21.11.1968) verheiratete Strohmann. Der Enkel Dieter Strohmann hieß nach der Adoption Dieter Wagener. Dieser ließ den alten Hof abreißen und einen neuen Hof erbauen, dessen Baugenehmigung am 20.01.1966 erteilt wurde. Wilhelm Wagener zog mit Dieter Wagener und seiner Familie im Februar 1967 in das Wohnhaus auf den neuen Hof. Er starb nach einem ereignis- und erfolgreichen Leben am 8.3.1972 im hohen Alter von 93 Jahren.
Das alte Hofhaus wurde durch eine Großübung der Feuerwehren Netphens im Jahre 1967 abgebrochen.
Wenn der Wanderer den Heinrich'schen Gasthof links liegen läßt und an der Stelle vorbeigeht, wo der alte Wagnersche Hof stand, lädt ihn auf der rechten Seite das ehemalige Staatliche Forstdienstgehöft Lahnhof – in einem neuen Kleid als Restaurant und Terrassencafe zum Verweilen ein.
Das Forsthaus einschließlich des Dienstlandes wurde im Jahre 1965 von Dieter Wagener gekauft, um seine landwirtschaftlichen Flächen abzurunden. Das Haus wurde dann von ihm an den Bauunternehmer Franz Klein aus Rudersdorf weiterverkauft, welcher neben dem Kaufpreis auch den Unterschiedsbetrag gemäß § 4 des Tauschvertrages vom 19. August 1965 zu bezahlen hatte.
Fünf Jahre nach dem Verkauf des Forsthauses an Dieter Wagener schreibt die Siegener Zeitung am 10.4.1970.
Mit Hochdruck wird derzeit am Umbau des alten Forsthauses zu einer Pension mit rund 25 Betten gearbeitet. Prunkstück des neuen Anziehungspunktes für Ausflügler und Feriengäste dürfte der Gastraum werden, von dem der Gast einen weiten Panoramablick über die gesamte Höhenlage des Lahnhofes hat. Der Gasthof wurde zuerst verpachtet. Seit Januar 1991 ist das ehemalige Forsthaus Eigentum der Familie Sinnig.
Aus dem a1ten Forsthaus, das von 1882 bis 1923 schon einmal eine Ausschank-Konzession hatte und manchem müden Wanderer "Speis' und Trank" gab, hat sich seit den 70er Jahren unseres Jahrhunderts ein schöner Gasthof mit dem traditionsreichen Namen "Forsthaus Lahnquelle" entwickelt.
Unmittelbar an dem 624 m hohen Lahnkopf liegt der neue Wagener'sche Hof. Wer es nicht weiß, geht auf der Eisenstraße an der Hofeinfahrt vorbei. Dem Autofahrer fällt es erst recht nicht auf. Er hat mit seinem Auto auch dort oben nichts zu suchen, denn es ist ja ein privater Weg zu einem Hof. Allerdings wird es problematisch, wenn ein Besucher den einsamen Waldfriedhof aufsuchen will. Aber mit dem Hofbesitzer Dieter Wagener kann man reden. Steht man oben auf dem Anwesen, liegt einem der Ort Lahnhof zu Füßen, zu jeder Zeit schön anzuschauen.
Die Stallungen nehmen den Hauptteil des Hofes ein. Sie sind die Existenzgrundlage für die Familien Wagener. Hier stehen 130 Stück Deutsches Rotvieh. In dem Wohnhaus, unter dem Wind gelegen, mit schützenden Sträuchern umgeben und mit Blick auf den Ort wohnen drei Generationen. Vater Dieter Wagener, seine Frau Hannelore, Sohn Dieter mit seiner Frau und den beiden Kindern, einem Jungen und einem Mädchen.
Der große Hof mit seinem beachtlichen Viehbestand wurde in den Jahren 1966 und 1967 von Dieter Wagener erbaut und hat für Siegerländer Verhältnisse die stattliche Größe von 28 ha Grünland und 27 ha Wald. Der Senior der Familie, Wilhelm Wagener, konnte noch bis zu seinem Tode im Jahr 1972 auf dem neuen Hof leben.
Wer Dieter Wagener kennt, oder kennen lernte, muß ihn als passionierten Landwirt, Viehzüchter und Forstwirt ansehen, dessen Wort auch im Landschaftsbeirat, dem er schon lange angehört, anerkannt wird.

   
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